
Andrea Protschky M.Sc.
FB 2: Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
Institut für Soziologie, Arbeitsbereich Stadt- und Raumsoziologie, Joint Doctorate (Utrecht)
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Work
S3|13 307
Dolivostraße 15
64293
Darmstadt
Forschungsinteressen
- Wohnen und Wohnungslosigkeit
- Zeitlichkeit und Räumlichkeit sozialer Ungleichheiten
- Krisenforschung
- Infrastruktur und Gesellschaft
- Moderne Architektur und Stadtentwicklung
- Urban Heritage
Dissertationsprojekt
Improvisierte Infrastrukturen. Infrastrukturpraktiken und soziale Ein- und Ausschlüsse von Menschen ohne dauerhafte Unterkunft in Berlin. (Arbeitstitel)
Der Zugang von Menschen ohne dauerhafte Unterkunft zu Basisinfrastruktur (Wasser, Energie, Mobilität, Kommunikation) ist stark erschwert. Menschen, die auf der Straße leben oder nur nachts in Notunterkünften unterkommen, sind häufig von Infrastruktur ausgeschlossen, die in der eigenen Wohnung genutzt wird oder für die gezahlt werden muss. Durch die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten und teils aufwendige Nutzungs- und Ersatzstrategien erhalten Stadtbewohner*innen ohne permanente Unterkunft dennoch eingeschränkten Zugang zu Infrastruktur. Die Infrastrukturpraktiken dieser Menschen erscheinen so als Spiegel sozialer Ein- und Ausschlüsse und prägen zugleich ihre soziale Situation – etwa durch die Möglichkeit die persönliche Hygiene aufrechtzuerhalten oder die Ansammlung von Schulden bei ÖPNV-Betreibern. Während der Covid-19-Pandemie führt die Einschränkung vieler Hilfsangebote und das Wegbrechen von Einnahmequellen einerseits zu einer Verschärfung dieser Prekarität, andererseits könnten gesellschaftliche und politische Hilfsinitiativen neue Möglichkeiten für die Infrastrukturnutzung von Menschen ohne dauerhafte Unterkunft liefern.
In der Forschung zu Wohnungs- und Obdachlosigkeit sowie der Infrastrukturforschung sind diese Themen noch relativ wenig beleuchtet. Die europäische Infrastrukturforschung nimmt vor allem die integrierende Wirkung von Infrastruktur oder regionale Unterschiede in den Blick, kaum aber den Ausschluss einzelner Nutzer*innengruppen. Ansätze der Infrastrukturforschung aus dem Globalen Süden stellen hingegen die Rolle von Nutzer*innen und ihrer Praktiken für das Funktionieren prekärer und instabiler Infrastrukturen und für die Erforschung urbaner Ungleichheiten in den Vordergrund. In Anlehnung an diese Debatte fragt das Forschungsprojekt mit einem praxistheoretischen Ansatz, inwiefern Infrastrukturpraktiken von Menschen ohne dauerhafte Unterkunft mit sozialen Ein- und Ausschlüssen verknüpft sind und wie sich diese Zusammenhänge vor dem Hintergrund persönlicher und gesellschaftlicher Krisen entwickeln. Die Studie wird in Berlin durchgeführt, das manchmal als Deutschlands “Hauptstadt der Obdachlosigkeit” (Mayer 1997, Mahs 2013) bezeichnet wurde, da hier besonders viele Menschen ohne dauerhafte Unterkunft leben.