
Kurt Poeschl M.A.
FB 2: Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
Institut für Soziologie
Kontakt
poeschl@kritis.tu-...
Work
S4|22 303
Dolivostraße 15
64293
Darmstadt
Forschungsinteressen
- Stadtsoziologie
- Architektur und kulturelles Erbe
- Visuelle Anthropologie
- Geschlechter- und Migrationsforschung
- Affect theory
Dissertationsprojekt
Umstrittene urbane Konstruktionen: Valparaísos Ascensores als Kulturerbe und kritische Infrastrukturen
Die weithin sichtbaren Standseilbahnen (Ascensores) von Valparaíso sind eines der markantesten Merkmale der chilenischen Hafenstadt – und eine einzigartige infrastrukturelle Antwort auf die naturräumlichen Gegebenheiten der Bucht und der steilen Hügel, die sie umgeben.
Bei den Ascensores von Valparaíso handelt es sich um funktionsfähige Infrastrukturen, die zugleich unter Denkmalschutz stehen und musealisiert sind. Für die Bewohner*Innen der Stadt sind sie wichtiges alltägliches Transportmittel, für Tourist*Innen eine viel beworbene, besuchte und fotografierte Attraktion.
Die an die Ascensores geknüpften Erwartungen sind vielschichtig und verweisen im Kern auf ein Spannungsverhältnis ihrer möglichen Funktion: ihr infrastruktureller Zweck und der Auftrag ihrer materiellen Qualitäten Passagiere zu befördern konkurriert mit einer in der Planung nicht vorgesehenen, an sie herangetragenen Lesart, der Bedeutung ihrer „kulturellen Identität“ für Stadtmarketing und Tourismus.
Was bedingt die Umwandlung der Ascensores von einer kritischen Infrastruktur für Einheimische zu einem Vehikel für touristische Besucher*Innen? Was sind dementsprechende soziotechnische Implikationen? – Ich konzentriere mich auf die Kritikalität dieser Systeme und ihrer Konstruktion und untersuche Prozesse, die den Zugang zu Infrastruktur „selbstverständlich“ bzw. „umstritten“ machen. Dabei frage ich, wie Körper, Macht und Mobilität in der heutigen Stadt miteinander verwoben sind.
Meine Arbeit über die materielle und diskursive Instandhaltung der Ascensores von Valparaíso verbindet Infrastruktur- und Tourismusforschung, ist ein Beitrag zur laufenden Debatte wie Infrastruktur durch juristisch-politische Praktiken und spezifische Visionen von Modernität geformt wird, und liefert ethnografische Daten über die materiellen Erfahrungen, auf denen soziale Akteur*Innen, Gruppen und Institutionen ihre Identitäten gründen.